Altbackener Charme?
Altbackener Charme: Das Trauzimmer der Gemeinde im Rathaus soll ein modernes Ambiente erhalten. (© Cordula Gröne)
Wenn meist junge Paare sich im Augustdorfer Rathaus standesamtlich trauen lassen, dann tun sie das zwischen alten Dingen: historischen Ölbildern und Erntegeräten. Dank Edelgard Rose soll sich das aber ändern.Die seit mehr als einem Vierteljahrhundert in der Sennerandgemeinde lebende Augustdorferin saß kürzlich während des Ehegelöbnisses ihrer Tochter im Trauzimmer – mit Blick auf die alten Museumsstücke.
In einem Schreiben an die Gemeinde regt sie nun eine Neugestaltung an.„Zukünftige Ehepaare befinden sich in einer Art Aufbruchstimmung. Sie wollen die Zukunft gemeinsam gestalten und haben vermutlich über viele Jahre noch die Erinnerung an ihre Hochzeit.“Das Trauzimmer vermittele jedoch von den Vorstellungen wenig. Gern schaue sie sich Wildpferde, Plaggen und Hauen, die auch das Gemeindewappen zieren, an, das Interieur sei jedoch sehr am Leben der Gründerväter orientiert.
Es solle besser mit aktuellen Bilder, modern gestalteten Wänden und einem hellen Ambiente ausgestattet sein, findet Edelgard Rose. Für die Museumsstücke finde sich sicher ein anderer Raum.Nach Angaben von Bürgermeister Dr. Andreas Wulf nutzt der Heimat- und Verkehrsverein das Zimmer von Oktober bis April einmal monatlich als Klöntreff. Da der Raum mitunter zu klein sei, wichen die Mitglieder dann ins Foyer aus.In den Sommermonaten finden die Treffs bei der Vorsitzenden statt.
In der Sitzung des Hauptausschusses sprach Wulf von einer besonderen Note, die das Zimmer habe.Die Meinung der Poltiker über das Klönzimmer war unterschiedlich. Das Zimmer passe zur Gemeinde, äußerte Lutz Müller (CDU). Er nehme aber eine andere Meinung zur Kenntnis. Die Exponate können auch woanders untergebracht werden. Ein bisschen Farbe und ein neuer Vorhang werde es wohl tun.
Für eine Absprache mit dem Heimatverein sprach sich Peter Kaup (FWG) aus. „Wir haben keine Probleme, wenn es so bleibt, wie es ist“, meinte Heinrich Georg Schneider (SPD). Bei der Abstimmung sprachen sich dann aber alle Fraktionen im Grundsatz für eine Umgestaltung aus. Und dafür, dass mit dem Heimatverein eine Lösung gefunden werden soll.
Kommentar: „Trauzimmer nicht zeitgemäß“
von Cordula Gröne
In der Regel sind es junge bis sehr junge Paare, die im Trauzimmer den Bund fürs Leben schließen. Sie kommen in einen mit Stühlen vollgestellten Raum, in dem nicht wirklich schöne Ölbilder an frühere Zeiten erinnern.Die andere Wand ist vollgehängt mit Museumsobjekten. Nichts für ungut: Aber die Objekte passen bestens in eine Heimatstube, aber nicht in ein Trauzimmer.
Der Muff darf hier nicht von den Wänden triefen.Es ist sinnvoll, mit dem Heimatverein nach einer Lösung zu suchen. Dieser hat leider noch keine Möglichkeit, seine im Keller der Grundschule „In der Senne“ gesammelten Objekte in einem Museum zu zeigen.Es wird sich aber vielleicht in der Erich-Kästner-Schule ein Raum für die monatlichen Treffs finden lassen, der entsprechend dekoriert werden kann.
Allerdings wird aus dem Entfernen der Museumsstücke noch kein modernes Trauzimmer.Dafür braucht es mehr als einen Eimer Farbe und eine neue Gardine. Andere Gemeinden gehen längst mit der Zeit. Gerade Augustdorf mit seiner jungen Bevölkerung sollte nicht im Trauzimmer Staub ansetzen.
Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2016
Die Geschichte der eigenen Heimat ist nicht Altbackend, sondern wichtig und interssant!
(Anmerkung des Heimatverein Augustdorf siehe auch Bericht „Von den Bildern der Heimatstube)