Skip to main content

Heimatdichter Ludwig Altenbernd

Ludwig Altenbernd

geb.   24.11.1818

gestr. 11.04.1890

Eigene Veröffentlichungen  

Frühlingsblüten und Herbstblätter 1872

“ Tabellen zur Verwandlung des lippischen Masses und Gewichts in metrisches Mass und Gewicht , sowie zur Umrechnung der Preise“ 1871

Übersetzung aus dem Englischen  

“ Jungfrau aus dem See “ von Walter Scott 1864

“ Mazeppa “ von Lord Byron 1864

Posthum sind erschienen: 

“ Reben und Ranken“ 1895

“ Eine Auswahl aus seinen Dichtungen zum 100 jährigen Geburtstag “ 1919

„Ludwig Altenbernd´s Gedichte sind in der Form schlicht und einfach, aber im Inhalt tief und wahr, aus eigenem Erleben geboren; darum sprechen sie unmittelbar zum Herzen und können besonders uns heutigen Führer zur Stille und Besinnung werden. Viele sind in ihrer edlen Sprache und in ihrem tiefen Gehalt echte Kunstwerke, die es verdienen, vor Vergessenheit bewahrt zu werden. Seine Heimatgedichte insbesondere gehören zu dem Schönsten, was die heimische Dichtung hervor gebracht hat. Sie werden erklingen, so lange Menschen ihre Heimat lieben und werden diese Liebe verklären und erheben“.

Detmold im November 1919 H. Schwanold

Die Schreibweise der Gedichte enstpricht der Veröffentlichungen.


Die Heimath

Wie schön bist du, geliebtes Heimathland!

Natur hat Dich geschmückt mit reicher Hand.

Die Bäume stehn von goldnen Früchten schwer,

auf grünen Weiden grast der Rinden Heer,

Des ems`gen Schnitters wartend und der Mahd

Im Sommerwinde wogt die goldne Saat,

Die Buche rauscht auf deinen Bergeshöhn –

Wie bist du, Heimathland, so lachend schön!

Auf deinen Halden schwärmt, des Sturms Genoß,

Mit schnellem Huf das wilde Sennerroß,

Der sand`gen Steppe und des Waldes Kind,

So frei, so stolz, und flüchtig wie der Wind.

Und hoch vom Bergeshang im Abendstrahl

Blickt still der Hirsch hinab in`s Waldesthal,

Das, zugedeckt von Bergesschatten tief,

Zur Ruhe schon die Waldgenossen rief.

Durch deine Buchenwälder kühl und grün

Hör ich geheimnisvoll die Tage ziehn;

Sie flüstert in den Wipfeln, schlingt sich grau

Um des Cheruskerfürsten Denkmalsbau;

Leis summend aus den Tagen seines Ruhms

Die Wiegenlieder deutschen Heldenthums;

Von ihnen spricht Sie, wie die Eichen fest,

Von alter Treue, die nicht wankt und lässt.

Von deiner Berge wald`gen Kuppen blickt

Des Wandres Aug bezaubert und entzückt;

Ein reicher Garten rings, wohin er scaut,

Vom lichten Sommerhimmel überblaut;

Auf sonn`gen Höhn, in stiller Thäler hut,

Umschlängelt von der Bäche Silberflut,

Blickt Dorf an Dorf, und Gebirg und Thal

Zieht ihrer Sonntagsglocken Widerhall.

Ein lieblich Kind, mit Jugendreiz geschmückt,

aus dessen Aug`der blaue Himmel blickt;

Dem unbewusst des jungen Lenzes Pracht

Von heitrer Stirn und Mund und Wange lacht;

Das, goldnen Flitterband begehrend nicht,

Sich Wiesenblumen in die Locken flicht:

So – einfach schön im Schmucke der Natur –

So stehst du vor mir, traute Heimatflur.


Wo ich geliebt und glücklich war.

So wirft des Lebens hohe Welle,

nach manchen Tag und manchen Jahr,

Noch einmal mich an die Schwelle,

wo ich geliebt und glücklich war.

Noch blüht wie sonst die alte Linde

Und Rosen blühen roth und weiß,

und vor dem Fenster schwankt im Winde

des wilden Weines grünes Reis.

Noch tönt wie sonst herab vom Aste

Des Finken heitres Morgenlied, –

`sist nur dem fremdgewordnen Gaste

der Liebesfrühling abgeblüht.

Er schwand dahin im rauen Spiele

Des Lebens und der ernsten Zeit,

und anders find des Strebens Ziele

und seine Pfade rau und weit.

Doch wenn nach Sonnenglut und Wetter

Das Feld sich leert, die Frucht gereift,

dann hat die Blühten und die Blätter

der Sturm des Lebens abgestreift.

Und dennoch segn` ich diese Stelle,

und eh` ich scheid auf immerdar

Leg ich ein Röslein auf die Schwelle,

wo ich geliebt und glücklich war.


Auf der Haide

Die winde rauschen, kein Sternlein wacht

Ich reite und reite stumm durch die Nacht.

Kein Licht durchschimmert das Nebelmeer,

Gar dunkel und öde ist`s rings umher.

In den Birken und Föhren, den Weg entlang

Da rauscht es wie leiser Geistergesang.

Und vor mir flimmert ein matter schein,

Als führten Elfen den nächt`gen Reihn

Doch was mich auch leise umspinnt, umflicht,

die Schaar der Elfen, die schreckt mich nicht.

Den einsamen Wandrer nur schreckt ihr Reihn,

und ich bin nicht einsam, bin nicht allein.

Wohin ich auch ziehe durch`s nächt`ge  Gefild –

Mir leuchtet dein Auge so lieb und mild. 


Ein Wörtchen nur

Ein Wörtchen möchte` leis dir sagen.

Ein kurzes, inhaltschweres Wort;

Doch will`s die Lippe nimmer wagen,

kling`s auch im Herzen fort und fort.

Ich sag`s den Wolken, sag`s den Winden,

Ich sag`s der Well im Mühlenbach,

und in des Waldes Buchengründen

Da flöten`s Finl und Amsel nach.

Im Tannendickicht girrt`s die Taube;

Es flüster still, geheim und leis

Der Abendwind im Birkenlaube

Das Wort, das SIE, nur SIE nicht weiß.

Und will`s kein Laut dir leise nennen,

und sträubt die Lippe schüchter sich,

So mag dir dieses Lied bekennen

Das kurze Wort : I c h  l i e b e   d i c h ! 


Arbeiterinnen der Senne

Im kurzen Linnenkleide das Haar zerzaust vom Wind,

 irrt barfuss durch die Haide der Senne braunes Kind.

Halb los die blonden Flechten und Stirn und Arme bloß,

den Korb in seiner Rechten  –  ein echter Haidesproß !

Indeß die dunklen Föhren der Morgen wind durchstreift,

sucht`s emsiglich die Beeren, die der August gereift.

Die Beeren am Gesträuche, nicht für der Mutter Tisch;

für Städter und für Reiche, so ladend rot und frisch.

Und an der selben Stelle da sammelt auch zugleich das Bienlein,

sein Geselle, im blühenden Gesträuch.

Den Blütenstaub, den schweren, den süßen Honigseim;

doch gleich des Mägdleins Beeren, nicht für das eigne Heim.

So ziehen sie von hinnen, ob lang der Tag und heiß,

die beiden Sammlerinnen, mit unverdrossnem Fleiß.

Rings glänzt im Blütenprangen die Senne weit und breit;

 braun wie des Mädchens Wangen, ihr prächtig Sommerkleid.

Glühn dann im Abendlichte, bewegt von feinem Hauch,

die schlanke Birk und Fichte und der Wachholderstrauch.

Dann heimwärts mit den Gaben der Haide ziehn beschwert,

 das Bienlein zu den Waben , das Mäglein zum Herd. 


Wiedersehn

Auf dem Wanderweg durch`s Leben ward ein Wort, bedeutungsschwer, jedem Sterblichen gegeben, und es lässt ihn nimmermehr. von der Wiege bis zum Grabe steht`s an seinem Wanderstabe:

Wiedersehn!

Aus der Heimath grünen Auen treib`s den irren Wandrer fort, fremde Herrlichkeit zu schauen, doch sein Herz, er lässt es dort, und durch Klippen, Sturm und Wogen kommt`s wie Geisterhauch gezogen:

Wiedersehn!

Hat sich Herz zu Herz gefunden, trennt, was sich auf ewig band, oft vielleicht nach wenig Stunden des Geschickes eis`ge Hand. Nimmer fänden sie den Frieden, gab es nicht das Wort hienieden:

Wiedersehn!

An dem Grabe seiner Lieben stehst du bleichen Angesichtsund die Welt, die dir geblieben, ist ein weites leeres Nichts. Hoffend blickst du zu den Sternen, denn es tönt aus den dunklen Fernen:

Wiedersehn!

Wie so oft in stillen Nächten sitz ich einsam und allein,und Erinnerungen flechten ihren Kranz bei`m Kerzenschein.Voll das Herz und schwer und trübe –   Horch  –   da flüstert leis die Liebe:

Wiedersehn! 


Der Wald

Kennst Du den Tempel, von des Meisters Händen

Aus Millionen Säulen aufgebaut?

Nicht Stein und Mörtel braucht´ er, zu vollenden,

Was staunend dein entzücktes Auge schaut.

Noch unerforscht ist, wie er schuf und baute,

Wenn jeder gleich die große Werkstatt schaute.

Es steht der Tempel jedem Beter offen,

Kein Messner führt uns ein in`s Heiligthum,

Kein Priester lehrt vom Glauben, Lieben, Hoffen:

Der Tempel predigt selbst des Meisters Ruhm.

Ob Alles still, ob rings die Säulen wanken  –

Er predigt hehre, herrliche Gedanken.

Der Ampel Licht erhellt die weiten Hallen

Und tausend Kerzen flimmern durch die Nacht,

Und Weihrauchdüfte auf zur Decke wallen,

Die, blau gemalt den Tempel überdacht;

Mit Bildern, groß und wunderbar, durchwoben,

Die, nie veraltend, ihren Meister loben.

Ein jeder Lenz malt neu der Wölbung Bogen,

Aus fernen Land erschein ein Sängerchor

Und ihres tausendstimm`gen  Hymnus Wogen,

Wie tönen sie entzückend in dein Ohr!

Doch alles schweigt und lauscht, wenn durch die Hallen

Mit Donnerton der Orgel klänge schallen.


Hartröhren

Da droben auf waldigen Höhen

Da steht ein einsames Haus,

Die blinkenden Fenster, sie sehen

Zum schweigenden Hochwald aus.

Da hämmert der Specht und im Walde

Tönt schrill des Habichts Geschrei ;

Da hüpft auf der sonnigen Halde

Das spielende Reh vorbei.

Und Hirsche und Rosse, sie schweifen

Dahin auf grünenden plan

Und lauschen des Herbstwindes Pfeifen

Auf einsamer Waldesbahn.

Wie braust gleich Novembersturmes Dröhnen

Im herbstlich schweigenden Wald

Der Hirsche kampflustiges „Tönen“,

Das drunnten im Thal verhallt.

Ihr Rosse, ihr Hirsche, ihr Rehe,

Du stille Waldeinsamkeit,

Wie wird mir in eurer Nähe

Das Herz doch so weit, so weit !

Eine Auswahl der Dichtungen von

Ludwig Altenbernd

Zusammengestellt anlässig

 Tag der offenen Tür

des Heimatkellers und des Gedenksteines für

Ludwig Altenbernd

am 01.11.2007

Heimatverein Augustdorf e.V.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert